Der in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Prosa-Lancelot, der erste deutsche Prosaroman, stellt bis heute die Forschung vor eine Vielzahl ungelöster Rätsel, vor allem was das Verhältnis des deutschen Textes zu der (nicht erhaltenen) französischen Vorlage betrifft. Hier wird nun erstmals ein detaillierter Übersetzungsvergleich für fünf ausgewählte inhaltlich zentrale Abschnitte aus dem ersten Teil des Romans vorgelegt. Dieser Vergleich ergibt, dass der deutsche Text in weiten Teilen der bislang von der Germanistik und Romanistik nahezu unbeachteten und daher auch ungedruckten Handschrift der Pariser Nationalbibliothek Nr. 751 (O) am nächsten steht. Im Lichte dieses Fundes erweist sich nun der erste Teil des deutschen Prosa-Lancelot eindeutig nicht als freie Bearbeitung, sondern als bloße Übersetzung, allerdings als eine von beträchtlicher stilistischer Qualität.