Den Schwerpunkt des zweiten Bandes unserer dreibändigen Polanyi-Ausgabe bilden die Analysen der internationalen Beziehungen. Polanyi untersucht das System von Versailles, die Wechselfälle des Völkerbundes, den Frieden von Locarno, die Auseinandersetzung zwischen "Revisionismus" und "Antirevisionismus", den Aufstieg des Faschismus in Italien, das Scheitern der Beschwichtigungspolitik, die Machtergreifung des Nationalsozialismus in Deutschland, den spanischen Bürgerkrieg und schließlich die Konflikte, die in den Zweiten Weltkrieg münden. Polanyis zentrale These ist, dass der Beginn der dreißiger Jahre einen irreversiblen historischen Bruch darstellt, durch den der Charakter der internationalen Beziehungen grundlegend verändert wird. Die Allianzen wie die Kontroversen hängen nach 1933 nicht mehr von den Widersprüchen des "Systems von Versailles" ab, sondern vom Gegensatz zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Projekten: Demokratie versus Faschismus bzw. Sozialismus versus Kapitalismus. Gleichzeitig macht er deutlich, dass die Ursprünge der faschistischen Bewegungen in der Krise des liberalen Kapitalismus und nicht in der Machtergreifung der Sowjets zu suchen sind. Er widerspricht damit vehement allen Interpretationen, die den Faschismus als eine Reaktion gegen die sozialistische Bedrohung darzustellen versuchen. Im letzten Artikel schließlich skizziert er die Alternativen einer Nachkriegsordnung, die bis heute aktuell sind: Universeller Kapitalismus oder pluralistische Weltordnung?