Oft verschwiegen, vielfach verdrängt, manchmal
delegiert oder schlicht negiert ist Schuld eine
Wirklichkeit, die das Leben jedes Menschen mehr
bestimmt, als ihm bewusst ist. Wer in der pastoralen
Arbeit mit Mensch ins Gespräch kommt, stolpert
sehr schnell über Schuld und Schuldgefühle,
(Selbst-)Anklage und tragische Verstrickungen.
Die unbefreite Wirklichkeit sucht nah einer
befreienden Antwort, die psychologisches
Einfühlungsvermögen und theologische Kreativität
fordert. Der vorurteilsfreie Blick auf die Situation
des schuldigen oder schuldbetroffenen Menschen
und der offene Blick für die Ressource Erlösung, die der christliche Glaube bereitstellt, ermöglicht, Brücken zu bauen, die Erlösung hier und jetzt erfahrbar werden lassen. Es ist ein anspruchsvoller Prozess, der aus dem Sich-ansprechen-Lassen durch menschliche Not und aus der Vermittlung des göttlichen Zuspruchs erwächst, ein lohnender Weg in kleinen Schritten, in dem Heil erfahrbar wird.
Die Autorin DDr. Claudia Mariéle Wulf ist Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Moral-theologie/Christliche Ethik an der Katholischen Fakultät der Uni Tilburg mit Sitz in Utrecht. Wulf studierte Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung in Bonn und katholische Theologie; sie promovierte in Philosophie über die Anthropologie Edith Steins (in Dresden 2001), in Theologie über das pastorale Gespräch über Schuld (in Fribourg/CH 2006) und schrieb Habilitationsschrift über das Thema "Schuld und Vergebung - eine Beziehungs-wirklichkeit" in Moraltheologie (Freiburg/Breisgau 2007).