Um eine Offenbarung der Gottesherrlichkeit in der Welt weiß nicht allein die christliche Theologie, sondern durchaus auch die «Metaphysik», diese in ihrem umfassendensten Sinn genommen, als Mythos (und mythische Kunst), Philosophie und («natürliche») Religion in gegenseitiger Durchdringung. Seit Homer, Pindar, den Tragikern und Platon ist das Sein kalón (hell, schön, herrlich); diese im Seinssinn transzendentale Ästhetik bleibt gültig im christlichen Raum, von Boethius und Eriugena über die Hochscholastik, Cusanus und Ficino bis zu Hölderlin, Goethe, Hegel und Heidegger ist die Geschichte des christlichen Herrlichkeitsbegriffs - vielleicht nur zu sehr - hineinverfilzt in die Geschichte der allgemeinen Metaphysik; erst bestimmte Strömungen des neuzeitlichen Denkens haben die große abendländische Seinserfahrung geschwächt, ja fast zum Erlöschen gebracht: dass das Dasein bei all seinen Fragwürdigkeiten zuletzt etwas Herrliches sei. Im heutigen Verblassen wird dreierlei kund: 1. dass die alte Aussage, das «Kalón» sei transzendentale Bestimmung allen Seins, eine ethische Leistung höchsten Grades war; 2. dass heute der christlichen Herrlichkeitsidee erstmals Gelegenheit geboten wird, sich klar von der metaphysischen abzuheben; 3. dass der Christ heute der verantwortliche Träger nicht nur der biblischen Offenbarungsherrlichkeit, sondern - durch diese befähigt - auch der metaphysischen Seinsherrlichkeit geworden ist.