\"Die Psychologie in der gewöhnlichen und allgemeinen Bedeutung dieses Wortes sucht die Tatsachen der unmittelbaren Erfahrung, wie sie das subjektive Bewußtsein uns bietet, in ihrer Entstehung und in ihrem wechselseitigen Zusammenhang zu erforschen. In diesem Sinne ist sie Individualpsychologie. Sie verzichtet durchgängig auf eine Analyse jener Erscheinungen, die aus der geistigen Wechselwirkung einer Vielheit von Einzelnen entspringen. Eben deshalb bedarf sie aber einer ergänzenden Betrachtung, die wir der Völkerpsychologie zuweisen. Demnach besteht die Aufgabe dieses Teilgebiets der Psychologie in der Untersuchung derjenigen psychischen Vorgänge, die der allgemeinen Entwicklung menschlicher Gemeinschaften und der Entstehung gemeinsamer geistiger Erzeugnisse von allgemeingültigem Werte zugrunde liegen.
Sprache, Mythos, Sitte bilden in ihren tatsächlichen Zusammenhängen zunächst den Inhalt bestimmter philologisch-historischer Arbeitsgebiete; sie nehmen aber zugleich mehr als andere, dem weiteren Umkreis der Geschichte angehörige Stoffe in direktes psychologisches Interesse in Anspruch. Dieses Verhältnis gibt den genannten Gebieten das Vorrecht, zugleich Grundlagen der ,,Völkerpsychologie\" zu sein.\"
Diese Völkerpsychologie stellt eine eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythos und Sitte dar und ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe der vierten Auflage von 1922. Illustriert mit historischen Abbildungen.
Der vorliegende zweite Band über die Sprache erläutert ausführlich die Wortformen, die Satzfügung, den Bedeutungswandel, sowie den Ursprung der Sprache.