Der immensen ideellen Bedeutung, die der Stadt Rom seit der späten Republik
zugemessen wurde, entsprach bis in das 2. Jhd. n. Chr. die reale Vorrangstellung der
"urbs" im Imperium Romanum: In Rom trafen die gesellschaftlich und politisch
maßgebenden Akteure und Gruppen aufeinander, hier versuchten sie in Form komplexer
Interaktionen gegenseitiges Verständnis und Einvernehmen herzustellen. Bis in die
Kaiserzeit betrachtete die Senatsaristokratie die interagierende Präsenz in Rom als
wesentliche Größe ihrer Lebensführung. Zumindest im 1. Jhd. n. Chr. konnten sich
auch die Kaiser nicht vom Referenzrahmen der Stadt lösen. Umso interessanter sind
Formen und Anlässe aristokratischer oder kaiserlicher Absenz. Welche Funktionen die
Abwesenheit von Rom im System der aristokratischen Interaktion hatte und welche
Implikationen dies für Politik und Gesellschaft der späten Republik und frühen
Kaiserzeit mit sich brachte, ist Gegenstand der vorliegenden Studie.