Globalisierung, so die herrschende Meinung, ist nicht nur unaufhaltsam, sondern führt zur weltweiten Angleichung der Lebensbedingungen. Dieser Band zwingt zu einem Perspektivenwechsel: Die Beziehungen zwischen dem "Westen " und der "nicht-westlichen" Welt sind nach wie vor durch ökonomische Ungleichheit, Machtunterschiede und Gewalt gekennzeichnet.
Dabei können paradoxerweise Afrika, Asien und Lateinamerika auf eine lange Geschichte der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Globalisierungzurückblicken. Für all diese Kontinente stand die erste Begegnung mit dem Westen im Zeichen von Eroberung, Ausbeutung und Fremdherrschaft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden in diesen Kontinenten formal unabhängige und souveräne Staaten, die erneut mit einer vom Westen ausgehenden Entwicklung konfrontiert waren: der Globalisierung. Anhand von aktuellen Beispielen thematisiert dieser Band die Erfahrungen und Perspektiven von Gesellschaften und Akteuren aus Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Nahen Osten bei der "zweiten Globalisierung": Die Autoren beleuchten die paradoxe Rolle Afrikas in der kapitalistischen Welt, zeichnen den transnationalen Handel mit menschlichen Organen nach, setzen sich kritisch mit dem globalen Aufstieg des Korruptions-Paradigmas auseinander und diskutieren die Bedeutung der Zivilgesellschaft unter anderem bei der Demokratisierung, der Bekämpfung von Aids und der Verhinderung von Umweltzerstörungen.