Für Farid Belgacems Umwelt scheint das Leben nach einfachen Prinzipien
zu funktionieren: Für die Eltern, algerische Einwanderer, ist die geplante
Krönung des arbeitsamen Lebens in Frankreich die spätere Heimkehr in das
Haus, das für 'die Kinder' zu Hause gebaut und erhalten wird. Traumwandlerisch,
hoffnungsfroh doch etwas unentschlossen gleitet der sympathische Held von
Azouz Begags neuem Roman durch sein Leben. Mit den fast unbegrenzten Phantasien
und Sehnsüchten eines Heranwachsenden ausgestattet, von den Hoffnungen
seiner Eltern beschwert, spiegelt sich in ihm die Zerrissenheit des Entwurzelten,
die Spannung zwischen der immer noch präsenten und mächtigen Tradition
der algerischen Familie und den Grenzen, die das Leben in einem der gesichtslosen
vorstädtischen Wohntürme von Lyon einem Jugendlichen setzt. Als ein schweres
Erdbeben Algerien heimsucht, wird Farid in dem zart ironischen und turbulenten
Roman von den übermächtigen Elementarkräften mitgerissen. Als mitfühlender
Beobachter der Ereignisse, die er über die Medien verfolgt, findet er schließlich
seine Rolle, reift der etwas tolpatschige Jugendliche zum Erwachsenen.