Die Politische Theologie ist einst angetreten, um angesichts von Säkularisation und neuzeitlicher Aufklärung sowie dem damit einhergehenden Relevanzverlust von Religion die Möglichkeit und Verantwortbarkeit von Theologie als kritische Erinnerung an den befreienden und die Gewaltgeschichte richtenden Gott zu erweisen. Sie hatte dabei das gute Gespür, ihr Unternehmen im Dialog mit den fortgeschrittensten Formen neuzeitlichen Bewusstseins, in denen das sprichwörtliche Unbehagen an der Modernen Kultur und ihrer selbstzerstörerischen Widersprüchlichkeit auf die Höhe des Begriffes vorgearbeitet hatte, zu betreiben. Gleichzeitig aber behielt Politische Theologie auch Kontakt zu den von Ernst Bloch im Prinzip Hoffnung aufgearbeiteten utopischen Phantasien der Neuzeit. Das Aushalten dieser Spannung zwischen einer radikalen Kritik des absoluten Verblendungszusammenhangs einerseits und möglicher Freisetzung verhinderter Zukunft über eine Dialektik der Ungleichzeitigkeit andererseits kennzeichnet die Sensibilität der Politischen Theologie, ihre Aufmerksamkeit für die Verwerfungen der Zeit sowie ihre grundlegende Skepsis gegen den vorzeitigen Schlussstrich unter Denken und Geschichte.