Wilhelm von Gloeden (1856-1931), Spross eines preußischen Adelsgeschlechts, hatte sich zur Heilung eines Lungenleidens in Taormina auf Sizilien niedergelassen. Hier, in einem von Sonne, Eros und Schönheit gesättigten Süden, entstanden seine "lebenden Bilder", in denen er nach antiken Motiven Aktphotographien von Knaben und jungen Männern inszenierte. Nicht nur in homoerotischen Kreisen wurden seine Bilder bald zu Sammelobjekten. Auch ihre Wirkung und ihr Einfluss auf andere Photographen und die zeitgenössische Kunstwelt - etwa Picasso oder Thomas Mann - sind bis ins 20. Jahrhundert hinein nachzuverfolgen.
Ulrich Pohlmann, Photo- und Kunsthistoriker aus München, legt mit seiner ersten wissenschaftlichen Gloeden-Monographie eine detaillierte Erforschung des gesamten Werks und seiner Rezeption vor. Neben den Klassikern der homoerotischen Photographie kommen dabei auch Gloedens Aufnahmen von Taormina im späten 19. Jahrhundert und von Trachten der damaligen Dorfbewohner in den Blick.