Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma, gilt heute als einer der vernachlässigten italienischen Renaissancemaler - und dies, obwohl er im 16. Jahrhundert entscheidend die Kunstszene Sienas prägte. So spiegelt sich seine hohe Stellung unter den damaligen Künstlern vor allem in wichtigen Aufträgen für führende italienische Familien sowie Päpste wider.
Beschäftigte sich die Forschung bislang mit Sodomas Kunstschaffen, dann vorzugsweise mit seinen Freskenzyklen. Mit seinen Tafel- und Leinwandbildern setzt sich erstmals eingehend die vorliegende Publikation auseinander. Die Analyse dieser bisher teils sogar unpublizierten Gemälde führte - auch durch das Einbeziehen der bis heute ebenfalls kaum erforschten Zeichnungen - zu neuen Erkenntnissen, die Sodomas künstlerische Entwicklung, seinen spezifischen Umgang mit Einflüssen von Kollegen und seine konkrete Arbeitsweise betreffen.
Die Untersuchung zeigt, dass Sodomas Stärke im Aufnehmen diverser Impulse bestand, die der Maler zu etwas Neuem und Eigenem zusammenführte. Dabei belegt sie ferner, wie fruchtbar sich neben dem Studium der Originalgemälde auch interdisziplinärer Austausch gestaltet. So werden unter Zuhilfenahme technischer Untersuchungsergebnisse erstmals Fragen zur Genese von wichtigen Andachtsbildern Sodomas detailliert beantwortet. Ist Sodoma bis dato hauptsächlich als Freskenmaler bekannt, so weist ihn diese Dissertation als einen Maler aus, der ebenso qualitativ Hochwertiges auf Holz und Leinwand schuf.
Ergänzend enthält die Publikation einen chronologisch angelegten Katalogteil, in dem alle in Museen, Kirchen, Privatbesitz und auf dem Kunstmarkt nachweisbaren Tafel- und Leinwandbilder Sodomas samt den zugehörigen grafischen Arbeiten erfasst werden. Systematisch werden darin neben knappen technischen Informationen unter anderem Provenienzangaben, Quellen- und Literaturnachweise sowie Kurzbeschreibungen zusammengeführt.
Mit ihren Befunden ebnet die Abhandlung den Weg für weiterführende Studien zu diesem wichtigen Künstler und bringt ihn dank der umfassenden Darstellung seines Oeuvre an Tafel- und Leinwandgemälden wieder zurück in die kunst- und bildwissenschaftliche Diskussion.
Die Dissertation wurde mit dem Wetzsteinpreis für Kunstgeschichte ausgezeichnet.